Häfen

von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter

Sektionen innerhalb des SPP

Das Schwerpunktprogramm stützt sich auf die grundlegenden Methoden archäologisch-historischer Forschung. Zur Erreichung der wissenschaftlichen Ziele wird eine Strukturierung des Arbeitsprogramms in vier Sektionen angestrebt, die sich an den methodischen Erfordernissen einzelner Disziplinen orientiert. Die hieraus entstehenden Schnittmengen bilden die Grundlage für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Sektion 1: Geophysikalische Prospektion und archäologische Feldforschung

Die primäre Datenerhebung im Rahmen des Schwerpunktprogramms besteht aus zwei grundlegenden Komponenten: experimenteller geophysikalischer Prospektion und archäologischer Feldforschung. Dabei kommt das gesamte geophysikalische Methodenspektrum zum Einsatz (Magnetik, Elektrik etc.). Für den Bereich der Flachwasser- und Uferzonen, der sich bislang durch die Geophysik nicht mit der üblichen Genauigkeit und Auflösung prospektieren ließ, wird eine Verbesserung von Messmethoden angestrebt. Dieser dezidiert experimentelle Ansatz soll wiederum zur Identifikation konkreter Hafensituationen im heute limnischen Milieu genutzt werden.

Das bewährte Methodenspektrum archäologischer Feldforschung – Vermessung von obertätig und unter Wasser identifizierbaren Befunden; Oberflächenbegehung und Tauchprospektion; Anlage von Suchschnitten – soll sowohl für die Untersuchung unbekannter Hafenplätze als auch bei der Überprüfung bereits bekannter, aber nicht ausreichend erforschter Fundstellen zum Einsatz kommen. In einem beschränkten Ausmaß sollen zur Klärung baulicher Kontexte und chronologischer Fragestellungen gegebenenfalls auch gezielte kleinräumige Ausgrabungen durchgeführt werden können.

Sektion 2: Auswertung archäologischer Befunde 

Im Sinne einer Grundlagenforschung sollen ausgewählte archäologisch und/oder historisch bekannte Häfen aufgearbeitet werden, deren Dokumentation in vielen Fällen bereits in Archiven, Museen oder sonstigen archäologischen Institutionen vorhanden sind. Dabei werden eine konstruktive Analyse der Hafenbauwerke vor dem Hintergrund der aus der Schiffstechnologie resultierenden Anforderungen in der Bebauung sowie die Einbeziehung der für einen routinierten Hafenbetrieb notwendigen landseitigen infrastrukturellen Einrichtungen angestrebt. Additiv wird die Auswertung ausgewählter Fundmaterialien Aussagen über den Warenumschlag ermöglichen. Detailstudien an Fundmaterialien aus Häfen unterschiedlicher Region und Zeitstellung erlauben, die Fernhandelskontakte zu validieren und in ihrem zeitgebundenen Umfang zu quantifizieren. Gerade in dieser Sektion werden Häfen als europäisches Phänomen verstanden, das eine Internationalisierung des Vorhabens voraussetzt.

Sektion 3: Geoarchäologische Forschungen

Die Geoarchäologie stellt einen essentiellen Bestandteil heutiger Erforschung von Küstenlandschaften dar. Die primär anhand von Bohrkernanalysen gewonnenen Resultate geben ein genaues Bild der Landschaft und ihrer Veränderungen. In unserem Kontext werden so Daten zu Verlandungsprozessen, Landhebung und -senkung sowie Meeresspiegelveränderungen, wie sie insbesondere im Mittelmeerraum zu beobachten sind, als datierbare Ereignisse Transparenz erreichen. Dies eröffnet hervorragende Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit mit der archäologischen Forschung. Neben einer Implementierung geoarchäologischer Forschungen in archäologische Einzelprojekte könnten auch Studien überregionalen Charakters zu einer besseren Beurteilung der Rahmenbedingungen beitragen, denen einzelne Küstenlandschaften bzw. Regionen unterlagen.

Sektion 4: Analyse historischer und ikonographischer Quellen

Die historische Überlieferung zu Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Hochmittelalter ist vielfältig; sie stellt ein unverzichtbares Instrument zur interdisziplinären Analyse der Erforschung von Häfen dar. Dabei widmet sich diese Sektion einerseits den Schriftquellen, vor allem Inschriften und Medien der Alltagskommunikation wie etwa Papyri, die Häfen als juristische und ökonomische Systeme und als Schauplätze konkreten Handelsgeschehens aufscheinen lassen. Dagegen vermögen die bildlichen Belege eine Vorstellung des äußeren Erscheinungsbildes der Häfen und der zugehörigen Bauten in unterschiedlichen Zeitabschnitten zu vermitteln. Innerhalb dieser Sektion besteht die Möglichkeit bislang verstreut publizierte Belege zusammenfassend zu edieren und für Wissenschaftler diverser Disziplinen zugänglich zu machen. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms sollen insbesondere Quellen einbezogen werden, die einen Vergleich der mediterranen und der nichtmediterranen Überlieferung zulassen. Erkenntnispotential wird dabei insbesondere einem Vergleich von byzantinischen Quellen mit der frühmittelalterlichen Überlieferung Nord- und Mitteleuropas eingeräumt.

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