Häfen

von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter

Hafenverwaltung im Byzantinischen Reich (7.–11. Jh.). Administrative Struktur, Beamtenapparat und Funktionalität byzantinischer Seehäfen

Darstellung einer Anlegestelle; Homilien des Gregor von Nazianz (Taphu 14, fol. 264r; 11. Jh.)
Siegel eines "Leon basilikos Kommerkiarios kai Abydikos Thessalonikes" (9. Jh.)

Die Entwicklung der byzantinischen Hafenanlagen war bislang noch nicht Gegenstand einer systematischen Untersuchung. Welche Aktualität und Relevanz die Erforschung der Häfen des Byzantinischen Reiches gleichwohl besitzt, wird mit Blick auf die jüngsten Ausgrabungen im Theodosios-Hafen von Konstantinopel/Istanbul (Yenikapı) deutlich. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, eine möglichst detailgetreue Rekonstruktion der Hafenverwaltung im Byzantinischen Reich im Zeitraum vom siebten bis zum ausgehenden elften Jahrhundert vorzunehmen.

Dabei stehen zwei Komponenten im Mittelpunkt: die administrative Struktur sowie die Funktionalität byzantinischer Seehäfen. Auf einer möglichst breiten Quellengrundlage soll dadurch eine genauere Vorstellung von der Verwaltung und dem Betrieb der mittelalterlichen Häfen des östlichen Mittelmeer- und des Schwarzmeerraums gewonnen werden. In der Überlieferung finden sich zeitabhängig unterschiedliche Ämter und Institutionen (z.B. abydikos, logothetēs tōn hydatōn, sekreton tēs thalassēs, kommerkiarios, horreiarios), die mit den zivilen Funktionen der Häfen in enger Verbindung standen. Ihnen waren spezifische Aufgaben anvertraut, die z.B. die Lagerwirtschaft, die Steuer- und Zollerhebung oder auch die Nahrungsmittelversorgung betrafen.

Geographisch ist der Fokus des Projekts auf den byzantinischen Raum in seinem – wechselnden – Umfang der mittelbyzantinischen Zeit gesetzt. Zeitlich setzt die Untersuchung im beginnenden siebten Jahrhundert ein und endet mit dem ausgehenden elften. Sie reicht also von der großen Krise des Reichs – unter dem Eindruck der arabischen Expansion im Orient und der slawischen Landnahme auf der Balkanhalbinsel – bis zur Etablierung der Dynastie der Komnenen und dem Beginn der Kreuzzugsbewegung, also dem für die Byzantiner folgenreichen Ausgreifen der westlich-lateinischen Welt auf die Levante. Während zu Beginn des Untersuchungszeitraums die Hafenverwaltung noch von spätantiken Strukturen bestimmt war, unterlag sie im weiteren zeitlichen Verlauf bedeutenden Veränderungen: Die Untersuchung der mittelbyzantinischen Hafenverwaltung kann folglich einen Beitrag zur Erforschung des Wandlungsprozesses von spätantiken hin zu mittelalterlichen Strukturen des Byzantinischen Reichs leisten, wobei nach Kontinuitäten wie auch nach Brüchen Ausschau gehalten wird. Darüber hinaus waren Häfen Plätze des Kulturkontaktes bzw. Kulturtransfers, also des Kontaktes mit der Außenwelt. Auch dieser Aspekt ist mit in den Blick zu nehmen.

Informationen zur Hafenverwaltung und zum Beamtenapparat finden sich zunächst in verschiedenen überlieferten narrativen Quellen: Geschichtsschreibung und Chronistik, insbesondere aber auch Hagiographie bieten zahlreiche, wenngleich verstreute Nachrichten über den Hafenbetrieb. Von besonderer Bedeutung ist darüber hinaus Verwaltungsschriftgut. In der De administrando imperio genannten Schrift, stehen die Beziehungen des Reichs zu seinen Nachbarn, in De cerimoniis, innerbyzantinische Strukturen im Mittelpunkt. Im Eparchenbuch werden verschiedene Berufsgruppen der Hauptstadt Konstantinopel, ihre Rechte und Pflichten abgehandelt, wobei auch der Blick auf solche Gruppen, die mit Häfen in Verbindung stehen, gerichtet wird. Von kaum zu unterschätzender Bedeutung für die Rekonstruktion der administrativen Strukturen sind Siegel, auf denen uns die jeweiligen Amtsträger samt ihren Titeln entgegentreten. Das Corpus bekannter Siegel wächst schnell. Neufunde lassen auf neue Einblicke in die Verwaltungsstrukturen hoffen. Weitere heranzuziehende Quellengattungen sind Rechtstexte (z.B. der nomos Rhodion nautikos), Briefe, Inschriften und archäologische Funde.

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